Gemeinsame Erklärung des Rates und der Verwaltung der Gemeinde Rödinghausen:
Willkommenskultur leben!
Unter dem Eindruck und vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist es Rat und Verwaltung der Gemeinde Rödinghausen ein Herzensanliegen, folgende gemeinsame Erklärung abzugeben:
Flüchtlinge und Asysuchende sind Menschen wie wir, die Unvorstellbares erlebt und erlitten haben. Sie mussten aus ihrer Heimat vor Krieg, Gewalt, Verfolgung oder Not fliehen. Nach lebensgefährlicher, teilweise monatelanger Flucht unter schlimmsten Umständen – wir alle haben die erschütternden Bilder aus Fernsehen und Presse vor Augen – kommen sie in unseren Städten und Gemeinden an und suchen Schutz und Sicherheit.
Die meisten Länder dieser Welt gewähren Asyl aufgrund der völkerrechtlichen Verpflichtung der Genfer Flüchtlingskonvention. In unserem Land hat das Asylrecht, nicht zuletzt aus Gründen unserer Geschichte, Verfassungsrang. Unabhängig davon muss es uns jedoch ein humanitäres Bedürfnis sein zu tun, was wir können, um diesen Menschen Schutz zu bieten und ihnen in angemessener Weise zu helfen, sie unterzubringen und zu versorgen.
Wir stehen uneingeschränkt zu dieser humanitären Aufgabe. Gleichzeitig wächst jedoch die Herausforderung und, auch das muss uns allen klar sein, wir stehen erst am Anfang. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, dass wir vor Ort alle zusammenstehen, die Ärmel aufkrempeln und mit einer Stimme sagen: Wir schaffen das!
Etwa 80 Asylsuchende leben bereits in unserer Gemeinde, weitgehend unbemerkt und unauffällig. Sie konnten in Häusern der Gemeinde sowie in privat angemieteten Wohnungen untergebracht werden und haben nun die Möglichkeit, sich in Sicherheit von den Traumatisierungen und den Strapazen ihrer Flucht zu erholen. Verwaltung und viele ehrenamtliche Mitbürgerinnen und Mitbürger helfen ihnen dabei.
Weitere – wie erst am 10.09.2015 im Rahmen der Informationsveranstaltung des Kreises Herford im Haus des Gastes bekannt wurde – 300 Flüchtlinge werden im Laufe dieser Woche bei uns ankommen. Sie werden im Kreisjugendgästehaus untergebracht, wo der Kreis eine Erstaufnahmeeinrichtung aufbauen und betreiben wird.
Die oben genannte Veranstaltung, bei der das Haus des Gastes im wahrsten Sinne des Wortes aus den Nähten zu platzen drohte, verdeutlichte das große Interesse – nur sehr vereinzelt gepaart mit einer gewissen, verständlichen Verunsicherung. Nach den sehr ausführlichen Informationen sowie der erschöpfenden Beantwortung aller Fragen durch die Verantwortlichen, ging es den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern nur noch darum, was sie tun können und wie sie helfen können.
Wir, Rat und Verwaltung, möchten uns hiermit ausdrücklich für diesen Schulterschluss bedanken, mit dem die Bürgerinnen und Bürger durch ihre große Bereitschaft, die Flüchtlinge warm zu empfangen und ihnen zu helfen, wo und wie es geht, ein beeindruckendes Zeichen gesetzt haben. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass auf unsere Bürgerinnen und Bürger Verlass ist. Wir sind stolz auf sie!
Wir wissen, es wird nicht leicht. Aber wir sind zuversichtlich und schließen diese Erklärung mit demselben Motto, das auch am Ende der Infoveranstaltung stand:
Wir schaffen das – aber nur gemeinsam!