Bünde. In einer älter werdenden Gesellschaft übernehmen Seniorinnen und Senioren gern ehrenamtliche Dienste, möchten andere dazu ermutigen und wünschen sich Unterstützung in der Stadt – das war das Ergebnis eines sehr gut besuchten Gesprächsabends der Ratsfraktion der FDP.
Fröhliche Erfahrungsberichte kamen aus dem Dienst in Sportvereinen, im Arbeitskreis für Behinderte und Pflegeberatung, bei den Neuen Alten, den Grünen Damen im Krankenhaus, Senioren-Internetcafé, Hausfrauenbund, Seniorentanz,Sozialverband, Rheuma-Liga, Kommunalpolitik, Fördervereinen, Stiftungen und Kirchengemeinden, Besuchsdiensten in Pflegeheimen, Kinderschutzbund, Familienhilfe, Erzählcafé, Sprachförderung für türkische Kinder, Selbsthilfegruppen bei Krankheiten und Behinderung, Bünder Mahlzeit und Tafel, Mehrgenerationenhaus, Lese-Oma im Kindergarten, „Leih-Oma“ und „Leih-Opa“ in Familien, Chöre, Berufsberatung und Ausbildungsförderung für Jugendliche von Migranten, Weihnachtsfeiern für Einsame, Dorfgemeinschaften und praktische Nachbarschaftshilfe.
Alle waren sich einig: Solche Dienste sind in auch in Bünde, wo es schon viele gibt, unverzichtbar und tragen zur Lebensqualität bei. Ehrenamtliche Tätigkeit ist kein Ersatz für berufliche Aufgaben sozialer Fachkräfte, sondern selbstbestimmtes Betätigungsfeld, bürgernah, unbürokratisch und für alle Beteiligten im Geben und Nehmen unmittelbar erfahrbar. Dazu kommt die Erfahrung neuer Perspektiven für einen selbst, mehr Lebensfreude und Zufriedenheit, das Gefühl der Gemeinschaft durch Kontakte und Geselligkeit. „Ich kann etwas von meiner Erfahrung, meinem Leben weitergeben, das hält mich jung: Ich werde gebraucht, gehöre nicht zum alten Eisen.“
Martin Lohrie und Ernst Tilly, der in den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang einführte, konnten die Anregungen und Wünsche der Runde zusammenfassen: mehr öffentliche Kenntnis und Anerkennung all der vielen ehrenamtlichen Dienste, mehr gegenseitige Kontakte – Bundessozialministerin von der Leyen rief schon 2004 beim Tag des Ehrenamtes zu einem „Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement“ auf – auch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung nennt konkrete Möglichkeiten. Es sollte, so wurde angeregt, ein „Übergangsmanagement“ vom Beruf zum Ehrenamt geschaffen werden mit Coaching der interessierten „Neuen“ durch erfahrene Ehrenamtspraktiker. Weil sich das Freizeitverhalten vieler Senioren mit Rückzug in private Freizeit und weniger Außenkontakten verändert hat, sollte die Motivation zum Aktivsein gestärkt werden, auch durch Broschüren der Stadt mit Hinweis auf Möglichkeiten des Engagements. Bei den Anregungen und Aufrufen zum Ehrenamt können Ängste und Scheu vor zu viel Verantwortung genommen werden, indem ein Engagement auf Zeit erprobt wird mit klar überschaubarem Zeitaufwand und gemeinsamem Erfahrungsaustausch bei Vereinen und Initiativen.
Die Zukunft des für uns alle unverzichtbaren Ehrenamts kann durch generationsübergreifende Aktivitäten gestärkt werden, wie sie die Besuchspatenschaften der Realschule Nord im Jacobiheim und andere Kontakte von Kindergärten und Schulen mit Besuchen, Spiel und Musik schon zeigen. Beigeordneter Berg brachte das auf den Punkt: Da sitzen im Posaunenchor ein 12jähriger und ein 80jähriger nebeneinander, und einer lernt vom anderen, sie tun etwas gemeinsam und haben beide ihre Freude. Nach den Erfahrungen des Abends will sich die FDP auch in der neuen Wahlperiode wieder für einen Seniorenbeirat einsetzen, der zur Beratung und Kommunikation der Bedürfnisse und Hilfen seine Erfahrungen einbringt. Das Ziel bleibt: ich mit anderen für andere und für mich – das bringt Lebensqualität und Zusammenhalt.